Wo Bond und Bolt die ersten Schritte machten – Jamaikas Helden verändern die Welt

Badeparadies Negril, Jamaika

Beim Klang des Namens der Karibikinsel denkt man an blitzblauen Himmel mit Bilderbuch-Wolken, kristallklares Wasser und Sandstrände. Jamaika hat aber so viel mehr zu bieten: eine spannende Historie, eine lebendige Gastro- und Kultur-Szene und landschaftliche Reize, die alleine schon die Reise lohnen.

In Kingston leben etwas unter einer Million Menschen, die Stadt ist das ökonomische und kulturelle Zentrum der Insel. Vom Hafen im Süden aus erstreckt sie sich bis an die imposanten umliegenden Bergkämme und bietet den Städtereisenden ein urbanes Panorama: von Hochhäusern in internationalem Stil bis zu kleinen bunten Geschäftshäusern, von Shantytowns bis zu Villenvororten. In Kingston begeisterte 2002 der damals 15-jährige Usain Bolt – heute neunfacher Olympiagigant im Sprint – das erste Mal sein Publikum. Vielleicht möchte man sich auf die Spuren des ersten James Bond-Films „Dr. No“ begeben. Oder man stimmt sich vorab mit stilprägender Reggae-Musik ein von Prince Buster, Toots and the Mayals oder Desmond Dekker aus dem im Kleinkriminellen-Milieu angesiedelten Musik-Film „The Harder They Come“ von 1972. Der Film erzählt mit Reggae-Star Jimmy Cliff in der Hauptrolle die Geschichte eines „Rude boy“, der groß rauskommen will.

In den Bussen von Kingston erklingen Ansagen mit britischem Akzent. Der über 300 Jahre währende britische Kolonialismus spiegelt sich nicht nur in der engen kulturellen Verknüpfung wider, sondern auch in der politischen Verwaltung: Die größten Verwaltungseinheiten sind nach englischen Regionen benannt. Die englische Königin ist Staatsoberhaupt (wie auch von den 15 anderen Staaten des Commonwealth). Erst 1962 erhielt Jamaika die Unabhängigkeit.

Und wo eben noch die Rede von James Bond gewesen war: Ian Fleming, britischer Autor und Schöpfer von James Bond, Agent 007, ließ sich auf Jamaika nieder und genoss die entspannte Lebensart von Cocktails im Sonnenschein.
Er kaufte Land an der Nordküste in Oracabessa, 16 Kilometer östlich vom Ferienort Ocho Rios in der Bucht „Santa Maria“ (von Christopher Columbus so benannt) und ließ nach eigenen Plänen die Villa Golden Eye bauen. Mit seinem Arbeitgeber The Sunday Times vereinbarte er, den Januar und Februar auf Jamaika verbringen zu können und verfasste dort dann auch alle James Bond-Geschichten. „Casino Royale“, der erste von insgesamt zwölf Romanen und neun Erzählungen um den Geheimagenten 007 erschien 1952; Fleming starb 1964. Eine Villa weiter, in der Firefly, lebte der englische Erfolgsautor Noël Coward, und noch eine weiter, im Bolt House, wohnte Flemings Geliebte Blanche Blackwell, Tochter von Plantagenbesitzern und ursprüngliche Grundbesitzerin der Umgebung.

 

 

Fleming selbst war kein Pionier in Oracabessa: Vor ihm erstand die US-Botschafterin Ruth Bryan Owen von Blanche Blackwell das Grundstück nebenan. Sie lud in ihre neu gebaute Luxusvilla namens Golden Clouds Schauspieler-Berühmtheiten wie Clark Cable oder Charlie Chaplin zu Besuch ein. Bei Coward verkehrten neben Schauspielerinnen wie Sophia Loren und Liz Taylor auch die Queen Elizabeth und Winston Churchill. Bei Fleming schauten dann die nächsten Berühmtheiten vorbei, denn eigentlich machten alle Promis in dieser Zeit einen Zwischenstopp in der Gegend: Arthur Miller und Marilyn Monroe, um 1956 ihre Flitterwochen im Jamaika Inn Hotel in Ocho Rios zu verbringen; Piratendarsteller Errol Flynn, um sich eine Ranch, ein Hotel und eine Insel vor Port Antonio zu kaufen und seine Verehrerinnen auf jener Navy Island zu verführen. Von Flynns ehemaligen Anwesen stehen heute aber nur noch überwucherte Ruinen, anders als bei den anderen Anwesen.

Das Haus Goldeneye – neuerdings The Fleming Villa (www.theflemingvilla.com) – bildet zusammen mit einer Reihe von Strandhäusern das Ferienressort GoldenEye (www.goldeneye.com) – bis zu zehn Personen können in Flemings Villa unterkommen.  Noël Cowards Firefly Hill ist heute eine Gedenkstätte und Museum für den Autor (www.firefly-jamaica.com), der auch malte, fotografierte und schauspielerte. Coward besaß etwas weiter östlich noch ein Haus, das Blue Harbour, das heute auch als Luxusferienanlage betrieben wird (www.blueharb.com). Auch Bolt House kann als Feriendomizil gemietet werden (www.bolthousejamaica.com, mit Zugang zum Strand von GoldenEye); das Golden Clouds ebenfalls (www.goldenclouds.com).

1976 kauft Chris Blackwell die Villa Golden Eye, die er noch aus Kinder­tagen kennt – er ist der Sohn von Blanche. Heute gehören ihm der James Bond Beach und Island Outpost, das Unternehmen, das vier Luxus­anlagen, darunter Golden Eye betreibt. Das Geld für Golden Eye (die Villa) kommt aus den Einkommen von Island Records. Das Plattenlabel gründete Blackwell schon 1959. Seine Veröffentlichungen mit Beginn der 1970er Jahre schrieb wesentliche Beiträge zur Rockgeschichte. Nicht zuletzt war er es, der zuerst Bob Marley & the Wailers veröffentlichte: den weltweit bekanntesten Reggae-Musiker überhaupt.
Blackwell war nicht nur Verleger, sondern auch Produzent. Wobei Reggae nicht die einzige Stilrichtung aus Jamaika war, die er international bekannt machte. Island Records hatte unzählige Weltstars im Programm, zunächst Spencer Davies Group, später U2 oder Nirvana. Und natürlich vor allem viele jamaikanische Musiker. Vor dem Reggae gab es noch Ska: Schon da hatte Blackwell seine Finger im Spiel und produzierte 1964 den bekannten Ska-Song „My Girl Lollipop“ in der Coverversion von Millie Small. Weil Mitte der 60er Jahre das Wetter zu heiß zum Tanzen wurde, so wird kolportiert, begannen die Musiker etwas langsamer zu spielen und nannten das ganze Rocksteady.

Aus dem Rocksteady wurde kurz darauf der politischere Reggae. Bob Marley, beziehungsweise die Wailers, wie die Band zu Beginn noch hieß, war in allen drei Musikrichtungen versiert. Sie begann 1963 mit Ska, spielte wenig Rocksteady und machte ab 1973 mit den Album „Catch a Fire“ und „Burnin“ auch international Furore. Marley begann ab 1974 solo aufzutreten, „No Woman No Cry“ (1975) vom „Natty Dread“ Album wurde schließlich zum ersten Hit. Zwischen 1976 und 1979 übersiedelte Marley nach England. 1977 schon wurde Hautkrebs am Fuß diagnostiziert. Marley trat ungeachtet dessen weiter auf, produzierte Alben und starb im Alter von 36 Jahren in Miami. Am 21. Mai 1981 wurde er mit einem Staatsbegräbnis beigesetzt.
Auf Bob Marley-Tour begibt man von Kingston nach Nine Mile. In der Hauptstadt steht das ehemalige Wohnhaus, das der Musiker 1975 erwarb und das seine Witwe Rita 1987 für die Öffentlichkeit als Bob Marley Museum (www.bobmarleymuseum.com) zugänglich machte. Dort findet man neben den privaten Besitztümern Marleys auch ein Restaurant und natürlich ein Souvenirgeschäft. Im Örtchen Nine Mile, etwa 90 Kilometer westlich von Kingston gelegen, wurde der König des Reggae 1945 geboren und auch begraben, zusammen mit seiner Gitarre in einem Mausoleum aus Marmor. Besucher müssen beim Betreten die Schuhe ausziehen und können vor Ort noch diverse Artefakte bewundern, darunter Gitarren, Fotos, Auszeichnungen. Tagestouren werden nach Nine Mile von diversen Orten aus angeboten: vom Ferienressort Ocho Rios, das etwa 60 Kilometer nördlich an der Küste liegt, kostet eine Tour 54 Euro pro Person, von Treasure Beach 15 Dollar.
Dem wahren Reggae-Fan ist die Reduktion dieser Musik­richtung auf einen Musiker natürlich etwas zu wenig – in Nine Mile gibt es in Zukunft das Reggae Music Museum zu entdecken (www.reggaemusicmuseum.com). Bauarbeiten haben schon 2015 begonnen, aber getragen wird das Projekt von freiwilligen Helfern und so dauert es etwas länger mit der Fertigstellung.
Aber Reggae ist nicht nur Geschichte: Jimmy Cliff tourt un­unterbrochen (www.jimmycliff.com). Erst 2010 wurde er für seine Verdienste an Jamaika mit einem Order­ of Merit ausgezeichnet; dieser Star erreicht internatio­nal ein riesiges Publikum.

Jamaikanische Musiker ließen es natürlich nicht beim Reggae bewenden. In den 1980er Jahre entstand Raggamuffin, das vom „Toasting“, einem Rap-ähnlichen Sprechgesang begleitet wurde – wie auch Dancehall. Dieses Genre entstand zwar parallel zum Reggae in den 1970rn, fand aber erst in den 1990er und wieder in den 2000er Jahren außerhalb Jamaikas durch Acts wie Rihanna besonders in den USA Beliebt­heit. Ihren ganzen Ursprung aber hat diese Musik Jamaikas in einer katholischen Schule in Kingston: Die 1880 gegründete Alpha Boys’ School besteht auch heute noch und wird weiterhin von Nonnen betrieben (www.alphaboysschool.org) Neben den Musikkursen bietet die Schule auch andere kreative Aktivitäten an: Holzarbeit, Landschaftsgärtnern und Siebdruck. Einige Produkte aus den Werkstätten wie Kugel­schreiber, Flaschenöffner oder Tabletts können im Souvenirladen der Schule erstanden werden – neben Postern, T-Shirts und CDs, die das musikalische Wirken der Schule feiern.

 

Überhaupt: Die Kreativindustrie Jamaikas trägt zu einem Drittel des Bruttosozialprodukts des Landes bei. Mode ist ein vergleichsweise kleiner Sektor, Animationsfilmproduktion stark im Kommen, die Film- und Fernsehindustrie kommt gern und die Musik, nun, die bleibt natürlich der künstlerische Hauptexportschlager. Die Regierung möchte aus diesem Grund 2017 für die Feierlichkeiten zur 55-jährigen Unabhängigkeit am 6. August – „Jamaica 55“– der Kreativindustrie eine besondere Rolle zukommen lassen.

Wenngleich der bekannteste Jamaikaner derzeit ein Sportler ist. Usain Bolt dominiert die Sprintdisziplinen in der Leichtathletik wie kein anderer: 1986 in Sherwood Content, im nordwestlichen Teil der Insel geboren, gewann er 2002 die Juniorenweltmeisterschaft in Kingston, 2003 die Jugendweltmeisterschaft in Sherbrooke. Es folgten Verletzungspech bei den Olympischen Spielen 2004 und Weltmeisterschaften 2005. Danach begann seine Karriere langsam aber stetig im Jahr 2007 mit einem Landesrekord und Silber bei den Weltmeisterschaften in Osaka. Seit 2008 heißt es beständig Gold für Usain Bolt: neunmal bei den Olympischen Spielen, elfmal bei Weltmeisterschaften.
Überhaupt wartet Jamaika mit einigen erfolgreichen Leichtathleten auf. Veronica Campbell-Brown oder Shelly-Ann Fraser-Pryce, nicht zu vergessen auch Merlene Ottey, die heute aber für Slowenien antritt, sind allesamt erfolgreiche „Sportlerinnen des Jahres“ und mehrfache olympiagoldene Sprinterinnen – vor allem Campbell-Brown und Fraser-Pryce.
Sportler treten im landesweit größten Fußballstadion in Kingston, dem Independence Park, auf. Wundert es, dass dort eine Statue des Reggaekönigs Bob Marley am Eingang wacht? Die jamaikanische Fußballmannschaft ist eine regionale Größe. Für die Teilnahme an Weltmeisterschaften reichte es bislang nicht, aber die Karibikmeisterschaften gewann die Nationalelf schon sechs Mal. Zwölf Mannschaften spielen in der Jamaikanischen Premier League, davon kommen allerdings zur Zeit sieben aus Kingston; zwei Mannschaften kommen derzeit aus dem Westen, aus Montego Bay und Savanna-la-Mar (www.premierleaguejamaica.com.jm). Wer also eine Auszeit vom Strandurlaub braucht, kann sich dem lokalen Profi-Fußball zuwenden.

Oder dem Landesinneren: Südlich von Montego Bay liegt das Cockpit Country mit seinen Tropfsteinhöhlen, Rum-Destillerien und Planta­gen. Insgesamt sechs geführte Berg- und Höhlenwanderungen wer­den hier angeboten von der Southern Trelawny Environmental Agency (stea.net). Das Appleton Estate bietet Rum-Touren durch seine Anlagen (www.appletonestate.com). Zuckerrohrplantagen haben Landbesitzern zu Reichtum verholfen – wie auch den Vorfahren von Chris Blackwell: Appleton gehörte seinem Großvater. Neben dem Reichtum existieren in dieser Region der Insel aber auch die Maroons. Ursprünglich Ex-Sklaven, die mit indigenen Taino zusammenzogen, besiegten die Maroons die sie bedrängenden Engländer und sicherten sich 1739 vertragliche Autonomien. Sie leben auch heute in abgeschiedenen Ortschaften, aber weitestgehend in Armut. Die Verträge von 1738 und 1739 werden in Accompong alljährlich am 6. Januar mit dem Maroon-Festival gefeiert, das Tausende Besucher anlockt. Dennoch: Die Maroons sind eine verschwindende Gesellschaft, da junge Leute in die Städte abwandern. Tourismus, so die Hoffnung, bietet hier die Möglichkeit kleiner Einkünfte: Insbesondere Kunsthandwerk dient auch dieser bedrohten Volksgruppe als ökonomischer Anker; manche könnten sich auch als Tour-Guides verdingen. Der Südwesten der Insel könnte allerdings noch ganz andere Entwicklungen, im Sinne von Wellness-Tourismus abseits von Luxusvillen, nehmen.
Jetzt schon bietet der Treasure Beach an der Südküste einen Tourismus an, der nachhaltig der ganzen Gemeinschaft zugute kommen soll: der Landwirtschaft, den Fischern, den Schulen, der Natur, der Nachbarschaftlichkeit (www.treasurebeach.net). Urlaubern werden Campingplätze und kleine Pensionen versprochen, Ausflugsziele, die von Einheimischen besucht werden (Guts River), kuriose Orte (Bamboo Avenue), an denen Kokosmilch verkauft wird, Boot- und Wandertouren. Die Politik will an dieser Stelle ansetzen, denn – so Tourismusminister Edmund Bartlett – das Land habe neben den Luxusangeboten auch einen besonderen rustikalen Reiz zu bieten.

Auch wenn wir uns wiederholen: Jamaika ist vielfältig, seine Bewohner lebensfroh und seine Landschaften wie aus dem Bilderbuch. Mit seinem reichhaltigen kulturellen Leben sorgt der Inselstaat für einen abwechslungsreichen Urlaub, jenseits aller Klischees.

 


Exotisches Inselparadies

Jamaika-Rundreise mit Badetagen

Sattgrüne Palmenwälder, breite Sandstrände und relaxte Reggae-Rhythmen – erleben Sie ein Abenteuer, von dem andere nur träumen! Ob traditionelle Märkte, malerische Gartenanlagen mit exotischen Früchten, Kaffeeplantagen, Rum-Destillerien oder die quirlige Hauptstadt Kingston – auf dem grünen Inselparadies Jamaika sammeln Sie Eindrücke, die Sie nie vergessen werden. Und entspannen auf unvergessliche Art, denn zum Abschluss­ der Reise gibt es Badespaß pur am herrlichen Strand von Montego Bay.

16-tägige Reise

 

Highlights

  • Kulturell und historisch interessante Städte
  • Kontakt zu Einheimischen und Besuch eines Charity-Projekts
  • Bob Marley-Museum
  • Floßfahrt auf dem Rio Grande
  • Safari auf dem Black River
  • Rum-Verkostung
  • Faszinierende Flora und Fauna
  • Entspannte Badetage an Traumstränden


Inklusivleistungen

  • Linienflug mit renommierter Fluggesellschaft (Umsteigeverbin­dung möglich) ab/bis Frankfurt nach Montego Bay
  • Rundreise und Transfers im klimatisierten Reisebus
  • 14 Übernachtungen in 4-Sterne-Hotels im Doppelzimmer
  • 14x Frühstück
  • Stadtrundfahrten, Besichtigungen und Eintrittsgelder gemäß Reiseverlauf
  • Deutschsprachige Reiseleitung während der Rundreise (Tag 3-9, 11-12)
  • 1 Reiseführer pro Buchung nach Wahl
  • Rail & Fly 2. Klasse inkl. ICE-Nutzung

Weitere Informationen und Preise zu dieser Reise finden Sie unter: www.mediplusreisen.de


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